Aus: Paolo Bossi, Alessandro Cerrati: Eremi camaldolesi in Italia, Mailand 1993, S. 125–127
Der Ort
Die Einsiedelei von Bardolino liegt auf dem Monte San Giorgio, einem Vorgebirge, das den östlichen Uferabschnitt des Gardasees zwischen Lazise und Garda beherrscht. Das Kloster ist über eine streckenweise unbefestigte Straße, die - wie bei fast allen Einsiedeleien der Kamaldulenser - auf dem letzten Stück sehr steil ist, mit dem Ortskern verbunden. Aufgrund der für die Eremitenanlage typischen ostsüdöstlichen und westnordwestlichen Ausrichtung ragt der Teil der Klause hervor, der von jahrhundertealten Zypressen schützend umgeben ist und einen unvergleichlichen Ausblick bietet.
Die Geschichte
Im Jahr 1665 konnten Pater Basilio und Pater Giuseppe, zwei Kamaldulenser-Mönche der Kongregation Monte Corona aus dem Kloster Monte Rua, die bereits seit zwei Jahren die Bauarbeiten des neuen Hauses betreuten, endgültig in die neue Einsiedelei umziehen, und schon bald folgten ihnen weitere Mitbrüder. Die Einsiedelei Bardolino ist somit die jüngste der in diesem Buch besprochenen Klausen. Der Name der Gemeinde, in dem die Einsiedelei San Giorgio liegt, erinnert an die kleine Kirche, die bis 1532 diesen Hügel beherrschte und einem dalmatischen Heiligen gewidmet war. Im Jahr 1661 trat der Adelige Giovan Battista Dotti aus Padua als Stifter in die Kongregation Monte Corona der Einsiedelei Monte Rua ein. Von all seinen bemerkenswerten Besitztümern behielt er nur Monte San Giorgio, um es seiner neuen Gemeinschaft zu schenken. Dieser noblen Geste folgte eine weitere und nicht weniger bedeutende Großzügigkeit eines anderen ansässigen Adeligen. Ein gewisser Alvise Becelli ergänzte den Nachlass von Giovan Battista Dotti durch den Kauf der Flächen auf dem Berggipfel, die diesem nicht gehört hatten. In der Zeit der großen Blüte der Einsiedelei Monte Rua in der Mitte des 17. Jahrhunderts stand auf diese Weise plötzlich ein besonders attraktives Grundstück in einer äußerst faszinierenden Gegend mit einem sehr milden Klima zur Verfügung. Nur wenige Monate später begannen die Arbeiten für den Bau der neuen Einsiedelei, die, wie schon erwähnt, 1665 abgeschlossen wurden. Bereits 1672 konnte die Klause zum Priorat erhoben werden, und der erste Prior der Gemeinschaft war bezeichnenderweise Oddone, ein Bruder von Alvise Beccelli. Erst als etwa anderthalb Jahrhunderte später per napoleonischem Dekret alle Klöster und Einsiedeleien im italienischen Königreich abgeschafft wurden, war es auch mit der Ruhe der Einsiedelei auf dem Monte San Giorgio endgültig vorbei, und die Gemeinschaft der Mönche von San Giorgio löste sich auf. Es ist allein der Initiative von Privatleuten zu verdanken, dass der Eremitenbau vor der Zerstörung bewahrt wurde, auch wenn dies bedeutete, dass er für viele Jahre einer anderen Verwendung zugeführt wurde: Graf Danese Buri nutzte die Gebäude der Einsiedelei, die er in der Zwischenzeit gekauft hatte, zur Unterbringung der Bauern, die die umliegenden Felder bewirtschafteten. In dieser Zeit wurden drei Zellen der mittleren Reihe abgerissen, um auch den so frei gewordenen Platz zum Anbau von Feldfrüchten zu nutzen. Erst 1885 konnten die Kamaldulenser-Mönche die Einsiedelei von einem Erben des Grafen zurückkaufen und wieder in Besitz nehmen. Seit dieser Zeit ist das Kloster San Giorgio bis zum heutigen Tag Eigentum der Eremiten. Lediglich von 1962 bis 1972 wurde es an die Diözese Verona verpachtet, die es als Exerzitien-Haus nutzte, weil die sehr klein gewordene Kamaldulenser-Gemeinschaft zwischenzeitlich nicht in der Lage war, die mit der Unterhaltung der Gebäude und der Bewirtschaftung der Felder verbundenen Kosten aufzubringen.